„Wo ist denn der Coach?“

Mike Yelkenkayali – ein bodenständiger Typ aus Norderstedt, der den Fußball lebt. 1980 aus der Türkei nach Deutschland gekommen, fand er schnell seine zweite Heimat auf dem Fußballplatz. Seine eigene Karriere begann beim SC Norderstedt, doch sein wahres Talent entfaltete er an der Seitenlinie. 1997 übernahm er – zunächst aus Spaß – eine Trainerstelle. Doch was als spontane Entscheidung begann, wurde zu seiner Lebensaufgabe: Seit 28 Jahren steht er auf dem Platz, coacht, motiviert und prägt junge Talente.

Für Mike ist Fußball mehr als ein Spiel. Es ist eine Chance, ein Wegweiser – besonders für Kinder und Jugendliche, die es nicht immer leicht haben. Als Trainer bei Eintracht Norderstedt hat er nicht nur zwei spätere Profis ausgebildet, sondern unzählige junge Menschen begleitet, unterstützt und auf den richtigen Weg gebracht. Sein Spitzname? „Der Coach“.

Auch abseits des Rasens gibt Mike alles. In seiner Arbeit als Betreuer einer Ganztagsschule kümmert er sich um Kinder, die ihn bewundern und respektieren. Vor allem jene mit Migrationshintergrund liegen ihm am Herzen. Er sorgt dafür, dass sie ihren Platz finden – auf und neben dem Spielfeld.

Als kürzlich Mikes Telefon klingelte und Sven Lehmbeck am anderen Ende der Leitung war, ahnte Mike noch nichts. Sein alter Fußballkollege und Prokurist des 1A Wundzentrums Norderstedt, lud ihn spontan zur feierlichen Eröffnung ein. Mike zögerte. „Was soll ich denn da?“ fragte er sich. Medizin, Wundversorgung – das war nicht seine Welt. Doch aus Respekt vor Sven ließ er sich überreden und machte sich ohne große Erwartungen auf den Weg.

Angekommen in den Räumlichkeiten, lief Mike etwas verloren durch die Gänge. Er bewunderte die Einrichtung, nickte hier und da höflich – doch so richtig wusste er nicht, warum er hier war.

Dann plötzlich: Die Tür fliegt auf. Eine markante Stimme hallt durch den Raum. „Wo ist denn der Coach?“

Mike schaut auf – und bleibt wie angewurzelt stehen. Richard Golz, ehemaliger HSV-Torwart, marschiert mit breitem Grinsen auf ihn zu. Mike reißt die Augen auf, völlig sprachlos. Die Umstehenden klatschen, lachen – und in diesem Moment begreift er: Heute steht er selbst einmal im Mittelpunkt.

Ein verdienter Moment für einen Mann, der sonst immer nur für andere da ist.